Autorin: Ulli Sanou

 

Hier soll nicht die Rede sein von dem, was allgemein unter Musiktherapie verstanden wird. Hier wird versucht, die Frage zu beantworten, ob Trommeln als ganz „normaler Trommelunterricht“, wie ihn die beatfactory anbietet – also ohne explizite therapeutische Absicht – nachweisbare positive  Auswirkungen auf den psychischen und / oder physischen Zustand von Personen hat.

Natürlich wirkt sich eine Tätigkeit, die Freude macht, positiv aus. Man fühlt sich lebendiger, hat mehr Energie, das stärkt – wie man weiß – das Immunsystem und kurbelt die Selbstheilungskräfte an. Alle Menschen, die regelmäßig trommeln, können die positiven Auswirkungen in der einen oder anderen Richtung spüren – aber was sagt die Wissenschaft? Und sagt sie überhaupt etwas?

 

 

Nach einiger Recherche im Internet konnte ich erfreut feststellen: ja, die Wissenschaft hat sich mit diesem Thema beschäftigt und hat einiges dazu zu sagen – hier ein paar Beispiele:

Unter der Leitung des Head of Centre for Performance Science des Royal College of Music in London, Prof. Aaron Williamon gab es 2015 eine explorative Untersuchung darüber, ob 10 Wochen Gruppentrommeln (Einheiten von jeweils 90 Minuten) Depression, Angst und soziale Belastbarkeit bei Nutzer*innen psychosozialer Dienste im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die an anderen wöchentlichen sozialen Aktivitäten teilnahm, aber nicht aktiv an der Musikintervention beteiligt war, verbessern konnten.

Tatsächlich wurden in der Trommler*innen – Gruppe signifikante Verbesserungen festgestellt: Sie waren nach diesen 10 Wochen weniger depressiv, sozial resilienter, deutlich weniger ängstlich, und ihr allgemeines psychisches Wohlbefinden hatte sich gesteigert. Alle Veränderungen konnten auch noch 3 Monate nach der Musikintervention festgestellt werden.

Man weiß heute, dass viele psychische Erkrankungen durch ein zugrunde liegendes Ungleichgewicht zwischen pro- und anti-inflammatorischen Zytokinen (Proteinen im Immunsystem) gekennzeichnet sind. Ein erfolgreiches Management von psychischen Erkrankungen, sei es durch Pharmakotherapie, Psychotherapie oder sogar durch psychosoziale Programme wie Erinnerungssitzung und soziale Aktivitäten, korreliert nachweislich mit einem Rückgang proinflammatorischer Zytokine und einem Ausgleich des pro-antientzündlichen Verhältnisses. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass Musik zu einer Immunmodulation führen kann. Daher wurden den Teilnehmer*innen der Trommelgruppe Speichelproben abgenommen, um Cortisol und die Zytokine Interleukin, Tumornekrosefaktor-alpha und Monozyten-Chemoattraktant-Protein zu testen. Während der 10 Trommel-Wochen war eine Abkehr von einem entzündungsfördernden hin zu einem entzündungshemmenden Immunprofil zu verzeichnen.

Diese Studie zeigt also einen sowohl psychologischen als auch physiologischen Nutzen von Gruppentrommeln. Details sind hier nachzulesen.

Nicht alles, was zum Themenkomplex Trommeln – Gesundheit – Heilung geschrieben wird, ist ernst zu nehmen. Nur allzu oft nehmen sich dubiose Esoteriker*innen dieses Themas an. Da liest man dann von Heilschwingungen, die die Körperenergien balancieren, Blockaden erlösen und den Geist öffnen, vom Selbstvertrauen als Gefäß der Wahrheit und ähnlichen Nonsense.

Aber keine Angst: die positiven Auswirkungen von Trommeln kommen auch dann zum Tragen, wenn man solchen Heilsversprechungen glaubt.

Auf einer Website namens Wakeupworld, die eine leicht esoterische Schlagseite haben könnte, beruft man sich immerhin auf wissenschaftliche Studien (Referenzen befinden sich zusammengefasst am Ende des Artikels auf Wakeupworld) und listet die positiven Impacts von Trommeln auf :

Stress-, Angst- und Blutdruckreduktion

Eine 2014 im Journal of Cardiovascular Medicine veröffentlichte Studie beschreibt den Effekt von 40-minütigen Djembe-Trommel-Sessions auf einerseits erfahrene Schlagzeuger*innen mittleren Alters und andrerseits eine jüngeren Anfänger*innengruppe. Blutdruck, Blutlaktatwerte, Stress- und Angstlevel wurden vor und nach den Sitzungen gemessen. Auch ihre Herzfrequenz wurde während der Sitzungen in Intervallen von 5 Sekunden überwacht. Als Ergebnis der Studie sehen wir bei allen Teilnehmer*innen einen Rückgang von Stress und Angst. Der systolische Blutdruck fiel in der älteren Gruppe.

Kognitive Verbesserung

Eine ebenfalls 2014 veröffentlichte Studie im Journal of Huntington’s Disease (eine irreversible, letale neurodegenerative Erkrankung) ergab, dass zwei Monate Trommeln bei Huntington-Patient*innen zu einer Verbesserung der exekutiven Funktionen (als exekutive Funktionen bezeichnet man in der Gehirnforschung geistige Fähigkeiten, die das menschliche Denken und Handeln steuern) und Veränderungen der Mikrostruktur der weißen Substanz, insbesondere im Corpus callosum, das die präfrontalen Cortices beider Hemisphären verbindet, führten.

Schmerzreduktion

Eine in der Evolutionary Psychology veröffentlichte Studie aus dem Jahr 2012 kam zu dem Schluss, dass die aktive Darbietung von Musik (Singen, Tanzen und Trommeln) die Endorphinfreisetzung auslöst, während das bloße Hören von Musik dies nicht tut.

Stärkung des Immunsystems

Eine Studie von 2001, die in Alternative Therapies and Health Medicine veröffentlicht wurde, umfasste 111 alters- und geschlechtsangepasste Proband*innen (55 Männer und 56 Frauen, mittleres Alter 30,4 Jahre) und stellte fest, dass Trommeln erhöhte natürliche Killerzellenaktivität und erhöhte Lymphokin-aktivierte Killerzellenaktivität hervorruft.

Das alles sind gute Nachrichten. Sie geben dem Trommeln eine zusätzliche Dimension. Sie bedeuten auch, dass man in der beatfactory nicht nur eine Musik, die dazu gehörenden Instrumente, vieles über eine außereuropäische Kultur und auch über sich selbst lernt, sondern so ganz nebenbei auch noch seiner körperlichen und psychischen Verfassung etwas Gutes tut. Selbst wenn man gesund ist.

Wer noch mehr über dieses Thema wissen will, findet einiges hier. 


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